• News
01.10.2014

Intelligentes Liquiditätsmanagement im Fokus

In gleichem Maße wie Finanzdienstleister reguliert werden, achten diese auf die eigenen Liquiditätsflüsse und geben notwendige Anforderungen an ihre Kunden weiter.

„Immer flüssig zu sein“ sollte die Devise eines jeden Unternehmens lauten; einerseits vor dem Hintergrund dynamischer Marktentwicklungen und einer sich weiter verschlechternden Zahlungsmoral; andererseits steigen die gesetzlichen Anforderungen an die Liquidität der Banken und Finanzdienstleister resultierend aus Basel III mit LCR (Liquidity Coverage Ratio) und NSFR (Net Stable Funding Ratio).

In gleichem Maße wie Finanzdienstleister reguliert werden, achten diese auf die eigenen Liquiditätsflüsse und geben notwendige Anforderungen an ihre Kunden weiter. Diese sollten deshalb das eigene Risikomanagement um die Facette Liquiditätsmanagement erweitern, um im Rahmen von Bonitätsbeurteilungen gute Ergebnisse zu erzielen.

Die Relevanz des Themas für den Wirtschaftszweig „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz“ ergibt sich aus der Insolvenzstatistik des statistischen Bundesamtes für das erste Halbjahr 2014, in der dieser Zweig eine (traurige) Spitzenreiterrolle einnimmt. [1]

Gemäß einer Studie aus dem Jahr 2006 [2] treten Insolvenzen als Folge mehrerer Managementfehler auf:

  • 79 Prozent der Insolvenzverwalter halten „fehlendes Controlling“ für eine häufige Insolvenzursache,
  • 76 Prozent nennen „Finanzierungslücken“,
  • 64 Prozent sehen in einem „unzureichenden Debitorenmanagement“ einen wichtigen Grund.

Externe Faktoren verschlechtern die Situation vor und während der Insolvenz:

  • 82 Prozent erkennen in der schlechten Zahlungsmoral der Kunden einen entscheidenden Grund für die Insolvenz.

Bezogen auf die Finanzierung von Automobilhandelsunternehmen (AHU) und die Unternehmensführung gilt es, neben Forderungsmanagement auch effektives Liquiditätsmanagement zu betreiben. Dies ermöglicht, Veränderungen in den geplanten bzw. erwarteten Zahlungsströmen rechtzeitig zu erkennen, Zahlungsfähigkeit dauerhaft sicherzustellen und das eigene Rating zu optimieren. Gegebenenfalls lässt sich der Finanzierungsbedarf, entsprechend der Erkennnisse der jüngsten Studie von Roland Berger und Creditreform, durch ein optimiertes Working Capital Management insgesamt reduzieren. [3]

Eine systemgesteuerte, vorausschauende Liquiditätsplanung auf Händlerseite führt zu einem besseren Kontenrating und zuverlässigen Liquiditätsdispositionen. Insgesamt profitieren beide Parteien von einer Win-Win-Situation: Der Dialog zwischen Finanzdienstleister und Handel verbessert sich signifikant, man managt und steuert anstatt im Rahmen zumeist enger Grenzen zu reagieren.

 

Fünf gute Gründe für ein intelligentes  Liquiditätsmanagement-system

  1. Fahrzeugfinanzierungen: Ein intelligentes Liquiditätsmanagementsystem (LMS) liefert einen taggenauen Überblick über laufende Finanzierungen durch das Zusammenführen aller Daten aus unterschiedlichen Informationsquellen wie z. B. einem Dealer Management System oder der Finanzbuchhaltung. Die Bank kennt aktuell zwar die laufenden Finanzierungen eines Händlers, sieht aber in der Regel nicht, welche Fahrzeuge verkauft sind. Ein professionelles LMS hingegen integriert den Datenbestand der unterschiedlichen Informationsquellen. Dadurch ist die Transparenz stets gewährleistet und Fehlerquellen werden minimiert.
  2. Ratenfinanzierungen / Prolongationen: Ein LMS unterstützt den Händler in der vorausschauenden aus den Operativdaten abgeleiteten Liquiditätsplanung, um Ratenfinanzierungen termingenau bedienen zu können. Insbesondere erkennt der Händler frühzeitig etwaige Unterdeckungen und kann darauf adäquat reagieren. Dadurch kann er frühzeitig und bedarfsorientiert mit der finanzierenden Bank verhandeln und gegebenenfalls Prolongationen vereinbaren, was in dieser Qualität sonst nicht möglich ist.
  3. Liquiditätsübersichten: Jeder Finanzdienstleister hat ein vitales Interesse an einer qualitativ hochwertigen und aktuellen Finanzplanung über 30 bis 90 Tage. Diese sollte aber auch für das AHU transparent sein, insbesondere wenn es eine (über)regionale Filialstruktur hat. Forecast-Rechnungen im Rahmen eines LMS erfolgen auf Knopfdruck mit Rückgriff auf aktuelle Operativdaten, Ermittlung von üblichen Periodizitäten und zeitlichen Verschiebungen.
  4. Risikomanagement: Ein LMS ermöglicht die fortlaufende automatische und lernende Überwachung von Forderungsstrukturen, Fälligkeitsstrukturen, Forderungslaufzeiten, Kundenstrukturanalysen und Bewertungen von Zahlungsverhalten. Insbesondere ist aber die frühzeitige Erkennung von latenten Verschiebungen der Verhältnisse zu Ungunsten des Händlers eine wichtige Information für das AHU ebenso wie für die finanzierende Bank.
  5. Prüfungszyklen im Kreditengagement: Banken können dank eines LMS ihre Prüfzyklen verlängern, da sie Gewissheit haben, dass die Prozesse beim Händler automatisiert überwacht und optimierend gesteuert werden. Dies führt zu einer besseren Prüf- und Bewertbarkeit von Krediten durch die Bank. Der Händler wiederum kann sich auf die Einhaltung der vereinbarten Kreditlinien verlassen, was für die finanzierende Bank eine geringere Rücksicherungspflicht und Liquiditätsvorsorge bedeutet.

 

Funktionsweise eines intelligenten LMS

Durch intelligente Aufbereitung von Daten und Steuerung von Prozessen mittels sogenannter kognitiver Softwareagenten lassen sich erhebliche Optimierungspotenziale erzielen. Folgende Aufgaben stehen im Vordergrund:

  1. Konsolidierung von Daten aus unterschiedlichen Vorsystemen bzw. (teilweise manuell erstellten) Informationsquellen, die seitens des Händlers genutzt werden (Dealer Management System, Finanzbuchhaltung, Electronic Banking System, Internetportale zu Finanzierungen und Leasingrückläufern, Systeme zur Vorlaufverwaltung etc.).
  2. Interpretation von relevanten Wirkmechanismen zwischen den liquiditätsbestimmenden Faktoren durch ein LMS.
  3. Ermittlung von Liquiditäts-Forecasts und tagesaktueller Abgleich von tatsächlicher mit geplanter Liquidität.
  4. Optimierung der Finanzsteuerung und gegebenenfalls des Finanzierungsvolumens beim Händler bzw. Reduzierung des Liquiditätsrisikos bei der finanzierenden Bank.
  5. Beschleunigung operativer Prozesse in der Buchhaltung und im Controlling.
  6. Steigerung der Umsatzrendite um bis zu 1%.
  7. Senkung der Inanspruchnahme der Kreditlinie um 20%.
  8. Einsparung von Zinskosten durch vorzeitige Liquiditätsablösen.
  9. Zusätzliche Zinseinkünfte durch geschickte Anlagestrategien.

Die afb Credit Management Solution (afb-CMS) unterstützt intelligente LMS wie z. B. das System InterCash der Softmark AG. In konkreten Kundensituationen können durch die Best-Practice-Nutzung von InterCash sowohl im Sinne der finanzierenden Bank als auch des von afb-Consulting unterstützten Autohändlers ein effektives Liquiditätsmanagement etabliert werden. Die sich daraus ergebende Win-Win-Situation ist zum Vorteil aller Parteien.



 
1 Quelle: Statistisches Bundesamt: Insolvenzverfahren (Unternehmen): Deutschland, Monate, Beantragte Verfahren, Wirtschaftszweige (Abschnitte), Wiesbaden 2014, Stand: 09.09.2014

2 EULER HERMES Kreditversicherung / ZIS Zentrum für Insolvenz und Sanierung an der Universität Mannheim e. V.: Ursachen von Insolvenzen – Gründe von Unternehmensinsolvenzen aus der Sicht von Insolvenzverwaltern, in: Wirtschaft Konkret Nr. 414, 11/2006


3 Studie von Roland Berger und Creditreform: Durch optimiertes Working Capital Management könnte der Mittelstand ein Liquiditätspotenzial von 87 Milliarden Euro freisetzen, in: newsroom der Roland Berger Strategy Consultants vom 22.11.2013; vgl. www.presseportal.de/pm/32053/2604925/studie-von-roland-berger-und-creditreform-durch-optimiertes-working-capital-management-koennte-der