Begriff und Definition
IT-Consulting wird im Gabler Wirtschaftslexikon definiert als: „IT-Beratung, Consulting von Unternehmen bei der Gestaltung von Prozessen, die durch Informationstechnologie (IT) unterstützt werden, sowie bei der Einführung von neuen IT-Systemen und -Anwendungen. Darüber hinaus unterstützen viele IT-Consultants die Unternehmen auch in den Bereichen Systementwicklung und -integration.“ [1]
Der Begriff „IT-Berater“ oder „IT-Consultant“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung und daher entsprechend weit gefasst.
Aufgrund der Rechtsverordnung des Bundes vom 3. Mai 2002 (Bundesgesetzblatt I S. 1547) gibt es die Möglichkeit der Weiterbildung zum geprüften IT-Berater. Diese sind qualifiziert, Unternehmen bei der Analyse, Zieldefinition, Konzeptentwicklung und -umsetzung von IT-Lösungen zu beraten, um die Entwicklungspotenziale sowie die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen zu stärken und den Unternehmen neue oder erweiterte Geschäftschancen zu ermöglichen. Sie stellen sich auf neue Technologien, auf veränderte lokale und globale Marktverhältnisse, auf Methoden des Selbst- und Prozessmanagements flexibel ein und gestalten den technisch-organisatorischen Wandel unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Akzeptanz. Sie nehmen Aufgaben der Mitarbeiterführung wahr. [2]
Einordnung von IT-Consulting in den Bereich der Unternehmensberatung
Das Information Technology Consulting stellt einen Teilbereich der Unternehmensberatung dar. Mit dem Begriff „Unternehmensberatung“ oder dem Anglizismus „Consulting“ werden Dienstleistungen bezeichnet, die spezialisierte Beratungsfirmen für ein anderes Unternehmen erbringen. Die Form der Beratung kann sich dabei auf die verschiedensten Unternehmensbereiche beziehen. So kann der Schwerpunkt auf der klassischen Managementberatung mit dem Fokus auf Strategie, Organisation, Führung und Marketing eines Unternehmens liegen oder es werden spezialisierte Beratungsdienstleistungen angeboten, die sich zum Beispiel auf die IT-Struktur oder das Personalwesen richten. [3] Das Tätigkeitsfeld der Unternehmensberater hat sich den wirtschaftlichen und technischen Veränderungen stetig angepasst und erweitert. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater unterscheidet folgende Beratungsfelder inklusive beratungsnaher Dienstleistungen: HR-Beratung, Organisations- und Prozessberatung, Strategieberatung, Outsourcing/Managed Service, Softwareentwicklung und Systemintegration sowie IT-Beratung. [4]
Die Grenzen zwischen klassischer Managementberatung und anderen Beratungsdienstleistungen verschwimmen jedoch zunehmend, denn Strategie- und Managementberatung sind ohne Verbindung zur IT-Beratung in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr vorstellbar. [5]
Abbildung: Beratungsfelder inklusive beratungsnaher Dienstleistungen und ihre ungefähren Marktanteile [4]
Aufgabenbereich der IT-Beratung
Der Aufgabenbereich eines IT-Consultants ist aufgrund seiner Positionierung und der Überschneidung mit Management- und Ingenieuraufgaben sehr vielfältig. Aufgrund des schnell voranschreitenden technischen Wandels im Zeitalter der Digitalisierung muss ein IT-Consultant mit den aktuellen Marktentwicklungen vertraut und bereit sein, neue, innovative Wege zu gehen. [6]
Zu der IT Beratung gehört es, die bestehenden IT-Systeme eines externen Unternehmens unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu bewerten sowie Optimierungsmöglichkeiten und IT Business Solutions für diese aufzuzeigen. [7] Im Rahmen des Projekts entwickelt der IT Business Consultant zunächst eine Informationsstrategie für das Unternehmen. Im nächsten Schritt führt er Machbarkeitsstudien für diese durch und kalkuliert hiervon ausgehend die Kosten für die IT Business Solutions. [6] Bei der Realisierung des Projekts ist der IT Business Consultant verantwortlich für das IT Strategy Consulting, termingetreue Umsetzung und Überwachung seines Konzepts. [7] Er fungiert als technische Schnittstelle zu den einzelnen Herstellern und ist verantwortlich für die Verfahrensbetreuung bei der Implementierung neuer Hard- oder Software, deren Installation, Konfiguration und Administration. Zu seinen Aufgaben gehören auch die Qualitätsprüfung mithilfe der Durchführung von Tests sowie deren Dokumentation. Für den Abschluss eines Projekts erstellt der IT-Consultant eine Präsentation und sorgt für die Übergabe an den Kunden. Damit dessen Mitarbeiter – beispielsweise mit einer neuen IT-Infrastruktur – erfolgreich arbeiten können, erfolgt eine eingehende Schulung durch den IT-Consultant.
Um sein breites Aufgabenfeld erfüllen zu können, benötigt ein IT-Consultant tief greifendes Computer-Know-how, technisches und betriebswirtschaftliches Verständnis sowie Rhetorik- und Präsentationsfertigkeiten. Des Weiteren zeichnet er sich durch seine Kontakt- und Teamfähigkeit aus und verfügt über eine selbstständige und strukturierte Arbeitsweise. [6]
Bei der Betrachtung der IT Unternehmensberatung ist erwähnenswert, dass dies nicht immer so umfangreich und vielfältig war. Das Aufgabenspektrum der IT-Consultants wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich breiter. Das liegt daran, dass Softwarelösungen immer mehr betriebswirtschaftliche Aufgaben und immer umfassendere Unternehmensprozesse abgebildet haben. In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts beschränkte sich das IT-Consulting insbesondere auf die technische Seite in Form einer meist beschränkten Bedarfsanalyse, bevor ein IT-Projekt geplant wurde. Im folgenden Jahrzehnt wurden die Betriebssysteme komplexer, die Unternehmen verfügten bereits über diverse Insellösungen zu bestimmten Problembereichen. Das IT-Consulting musste hier eine Bewertung vornehmen, wie eine neue Softwarelösung in die IT-Landschaft zu integrieren ist. Aber auch hier ging es vorwiegend um technisches Consulting.
Dann begannen die Software-Anbieter zunehmend damit, ihre Angebote über Application Service Providing anzubieten, und der Standardisierungsgrad stieg an. Im Zuge des Application Service Providings haben die IT Beratungsunternehmen immer mehr Aufgaben neben dem reinen Software-Angebot mit übernommen. Mehrstufiger Support war an der Tagesordnung, aber auch ganze Prozesse wurden zunehmend in die IT Consulting Unternehmen verlagert. Damit stieg die Komplexität, und die IT-Consultants erweiterten ihren Tätigkeitsbereich immer mehr in den betriebswirtschaftlichen Bereich. IT-Consulting verlagerte sich in der Wertschöpfungskette von den eher nachgelagerten Schritten sukzessive auf die vorgelagerten Schritte. Diese Entwicklung verdeutlicht, weshalb im Zeitalter der Digitalisierung die IT-Consultants schon bei der Konzeption der Wertschöpfungskette gefragt sind, also in der Strategiephase. Die digitale Transformation hat bei den meisten Unternehmen hohe und höchste Priorität bekommen. Es ist mittlerweile im Markt allseits akzeptiert, dass IT Beratungsunternehmen die richtige Antwort auf die Anforderungen der Digitalisierung haben.
Digitalisierung: Die Schlüsselrolle des IT-Consulting
Durch die Digitalisierung und die damit verbundene digitale Vernetzung hat sich die Wertschöpfung von Firmen und Organisationen grundlegend verändert. Die Digitalisierung hat also Einfluss auf die Zukunft jedes Unternehmens. Als Folge müssen in vielen Unternehmen gravierende Veränderungen vorgenommen werden, mit Auswirkungen auf die Geschäftsprozesse mit einzelnen Arbeitsabläufen und sogar auf die gesamte Organisationsstruktur. Oftmals stehen auch ganze Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand. Unternehmensberater und vor allem IT-Consultants müssen ihre Kunden dabei unterstützen, die notwendigen Anpassungen durchzuführen und die dadurch entstehenden Möglichkeiten und Chancen zu erkennen und zu nutzen. [8] Im Rahmen der Digitalisierung haben IT-Abteilungen eine Schlüsselfunktion in den Unternehmen. Um als zukunftsfähiges Unternehmen agieren zu können, müssen IT-Leiter Prozesse vorantreiben und innovative Geschäftsmodelle im Unternehmen etablieren.
Doch wie gelingt es Unternehmen, die notwendige digitale Transformation zu bewerkstelligen? Mit dieser Frage werden IT-Berater heutzutage zunehmend konfrontiert. [9] Somit stehen auch IT-Consultants neuen Anforderungen gegenüber. Laut der Lünendonk-Studie 2017: „Business Innovation & Transformation – Wo stehen Unternehmen heute?“ wird es immer wichtiger, dass Beratungs- und IT-Dienstleister die Customer Journey der Endkunden ihrer Auftraggeber verstehen, um basierend auf diesem Verständnis technologische Innovationen einzusetzen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Von den IT-Consultants wird also zunehmend ein End-to-End-Beratungs- und Transformationsansatz gefordert mit Kompetenzen im Bereich Digital Customer Experience, Prozessautomatisierung, Data Analytics und Design Thinking. [10]
Durch die veränderten Kundenanforderungen hat sich für viele Beratungs- und IT-Dienstleister auch das Wettbewerbsumfeld geändert. Klassische Agenturen und neu gegründete Digitalagenturen besetzen das Feld der Realisierung von Frontends, Apps oder Data Analytics, während die Big Four der Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaften sich ebenfalls in der IT-Beratung mit Dienstleistungen für die Digitalisierung erfolgreich positioniert haben. [11] Aufgrund der veränderten Kundenanforderungen, Beratung, Entwicklung und Einführung End-to-End anbieten zu können, haben Beratungs- und IT-Dienstleister wie Accenture, Deloitte oder Wipro Digital- und Kreativagenturen hinzugekauft, um deren Know-how in ihr Portfolio zu integrieren. Um die Herausforderungen zu bewältigen und erfolgreich auf dem IT-Consulting-Markt bestehen zu können, müssen die Beratungsunternehmen in IT-Technologien investieren, Data Scientists und IT-Spezialisten rekrutieren und Kooperationen mit Technologieunternehmen eingehen. [10]
Future IT-Architecture: Die aktuellen Herausforderungen der IT-Berater
Wie macht man die Systemarchitektur von Kundenunternehmen fit, damit sie mit der Geschwindigkeit der digitalen Transformation mithalten kann? Das ist die große Frage, mit der sich IT-Consulting aktuell und in naher Zukunft beschäftigen muss. Unter dem Stichwort „Future IT-Architecture“ schaffen die IT-Berater zunächst die Voraussetzungen, um mit der aktuell vom Konsumenten verlangten Änderungsgeschwindigkeit Schritt halten zu können. Immer kürzere Roll-out-Zyklen überfordern althergebrachte IT-Landschaften. Diese Monolithen sind sehr schwerfällig und wartungsintensiv. Eine Option ist der Einsatz von modernen Fast Integration Business Services. Die Kunst liegt in der schnellen Integration dieser „leichten“ IT-Konstrukte und der sukzessiven Ablösung der klassisch programmierten IT-Lösungen.
Quellen
1 Prof. Dr. Reineke, Bock, Friedrich, Gabler Lexikon Unternehmensberatung (2007): IT-Consulting, wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/it-consulting-51721
2 Walther, Antje, WIS: Weiterbildungsprofil für den IHK-Abschluss: Geprüfter IT-Berater/Geprüfte IT-Beraterin (Certified IT Business Consultant), wis.ihk.de/weiterbildungsprofil/gepruefter-it-beratergepruefte-it-beraterin-certified-it-business-consultant.html
3 Staigl, Alfons, SIjournal: Was ist Consulting?, www.sijournal.com/was-ist-consulting
4 Univ.-Prof. Dr. Nissen, Volker, Füßl, Anne, Dr. Werth, Dirk, Gugler, Kristina, Neu, Christian, BDU (Mai 2018): Zum aktuellen Stand der digitalen Transformation im deutschen Markt für Unternehmensberatung, www.bdu.de/media/352407/zum-aktuellen-stand-der-digitalen-transformation-im-deutschen-markt-fuer-unternehmensberatung.pdf
5 Manger-Wiemann, Eva-Maria, Dr. Treichler, Christoph, Consultingsearcher: Was ist Unternehmens-Beratung, www.consultingsearcher.com/Cardea-Kompetenzcenter/Der-Beratungsmarkt/Was-ist-Unternehmens-Beratung
6 Dirk, Jan, IT-Talents (28.10.2016): Was macht ein IT-Berater/IT-Consultant?, www.it-talents.de/blog/it-talents/was-macht-eigentlich-ein-it-berater-it-consultant
7 BERUFENET (http://arbeitsagentur.de) (01.08.2018): IT-Berater/in, berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/14040.pdf
8 Wurzel, Hans-Werner, BDU (21./22. März 2015): Digitalisierung treibt Unternehmensberatergeschäft zusehends an, bdu.de/media/99363/wurzel.pdf
9 Scheelen, Frank M., BDU (12.05.2017): So wird die IT-Abteilung zukunftsfähig, www.bdu.de/fachthemenportal/digitales-und-it-beratung/so-wird-die-it-abteilung-zukunftsfaehig/
10 Zillmann, Mario, Lünendonk, Jonas, Rauch, Christina, Lünendonk & Hossenfelder GmbH (2017): Lünendonk-Studie 2017, Business Innovation & Transformation – Wo stehen Unternehmen heute? Bedeutung des Dienstleistungskonzepts „Business Innovation/Transformation Partner“ für einen nachhaltigen digitalen Wandel, uploads-ssl.webflow.com/570f5b7716e5ea0033c58d4e/5b0eb822c0ec47e2f847052a_Luenendonk_Studie_2017_BITP_f180530.pdf
11 Zillmann, Mario, Computerwoche (23.05.2017): Digitale Disruption gilt auch für die Beraterbranche, www.computerwoche.de/a/digitale-disruption-gilt-auch-fuer-die-beraterbranche,3330789