Viele Banken hatten in den letzten Jahren mit Problemen im Online-Banking oder bei digitalen Angeboten zu kämpfen, weil ihr IT-System der Menge an Transaktionen nicht gewachsen war oder schlicht versagt hat. Leider wird die strategische Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur häufig aufgeschoben – wegen fehlendem Budget, Personal oder (eigenem) Know-how. Oft auch, da andere Projekte immer wieder eine höhere Priorität haben. Die Einführung eines neuen Core Banking Systems belastet hingegen die Fach- und IT-Ressourcen eines Finanzdienstleisters für 12 Monate (oder mehr) – ggf. ohne zusätzliche Funktionalität für den Kunden zu bieten. Typischerweise wird daher das bestehende System nur um eine neue Funktionalität ergänzt, oder es wird etwas korrigiert, weil die Lösung nicht mehr läuft, oder es wird etwas schnell deaktiviert, ohne es im Core System sauber auszubauen. Das Ganze gleicht einem Beziehungsstatus: „Es ist kompliziert.“
Sebastian Steger, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger, hat das Problem einmal treffend beschrieben: “Das ist wie ein Auto, das Sie seit 30 Jahren fahren. Sie schrauben ständig daran rum, bleiben irgendwann mal am Straßenrand liegen, und eigentlich ist es nicht mehr tauglich.”(1) Kopfkino läuft, oder?
Doch in einer Welt, in der sich Kundenerwartungen rasend schnell ändern und Prozesse immer effizienter werden müssen, kann diese Haltung schwerwiegende Folgen haben. Ineffizienzen, Schnittstellen, unzufriedene Kunden und unnötige Kosten sind nur die Spitze des Eisbergs.
Zwei wichtige Fragen
Haben Sie jemals darüber nachgedacht,
- wie hoch die tatsächlichen Kosten für die fortgesetzte Verwendung dieser veralteten Software sind,
- warum viele Unternehmen vor der Modernisierung ihrer ERP / Core Systeme zurückschrecken, obwohl die Nachteile offensichtlich sind?
Die erste Frage haben wir bereits in einem früheren Artikel beantwortet: Wie hoch sind die Kosten der Verwendung veralteter Unternehmenssoftware?
In diesem Artikel widmen wir uns der zweiten Frage: Warum wird Modernisierung immer wieder verschoben?
Warum scheuen Unternehmen die Modernisierung?
Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen zögern, ihre veralteten Systeme zu erneuern – und manche davon sind durchaus verständlich:
- Komplexität der Projekte: Der Wechsel auf neue Systeme ist mit großem Planungsaufwand und Risiken verbunden.
- Kosten und Ressourcen: Die Investition in neue Softwarelösungen ist oft hoch und erfordert Zeit sowie personelle Ressourcen in den Fachbereichen und in der IT.
- Gewohnheit: „Es funktioniert ja noch“ – dieser Gedanke hält viele Unternehmen davon ab, notwendige Schritte zu unternehmen.
- Falsche Prioritäten: Das Modernisierungsprojekt ist zeitaufwendig und sollte strategisch und zeitlich geplant werden. Für große Projekte gibt es leider „keine Zeit“.
- Angst vor Fehlschlägen: Ein gescheitertes Projekt, der worst case, kann negative Auswirkungen auf die Karriere der Verantwortlichen haben.
- Make or buy: Sollte ein neues System in einer volatilen Welt selbst erstellt werden, da sich der Finanzdienstleister differenzieren will, oder kann ein „Standard“ zum Einsatz kommen? Wie ist dann der passende Provider (und ggf. Berater) auszuwählen?
Und was sind die Konsequenzen, dass die Modernisierung immer wieder nach hinten verschoben wird?
Während die Gründe auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen, sollte man die Konsequenzen eines solchen Zögerns nicht unterschätzen.
Die Folgen verzögerter Modernisierung
Ein Blick auf die Auswirkungen der Nutzung veralteter Software zeigt schnell, dass Nichtstun meist teurer ist:
1. Steigende Betriebskosten
On-Premise-Lösungen, die auf eigener Server-Hardware laufen, bringen hohe Gesamtkosten (Total Cost of Ownership / TCO) mit sich. Cloud-basierte Lösungen hingegen bieten oft geringere Betriebskosten und eine höhere Skalierbarkeit.
2. Sicherheitsrisiken
In Zeiten wachsender Gefährdungspotenzial erfordert es steigende Aufwendungen, um einerseits faktisch die Sicherheit der (eigenen) Systeme (Cybersecurity) aufrechtzuerhalten und andererseits den regulativen Anforderungen im Übergang von BAIT zu DORA zu genügen.
3. Ineffiziente Prozesse
Alte Systeme behindern den Workflow. Schlechte oder fehlerhafte Geschäftsprozesse bleiben bestehen und verschlechtern sich mit der Zeit. Dies führt zu Unzufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern.
4. Verpasste Innovationen
Über die Jahre werden die IT-Systeme durch stete, vielleicht nicht immer dokumentierte immer komplizierter. Die veralteten Systeme sind teilweise mit innovativen Lösungen am Markt nicht kompatibel. Entweder müssen Brücken zwischen Alt und Neu gebaut werden, was wiederum Geld und Zeit kostet, oder man entscheidet sich, das System so zu behalten, wie es ist. Neue innovative Technologien können nicht integriert werden.
5. Reputationsverlust
Je älter die Banksysteme, desto länger dauert eine Transaktion oder Finanzierungsentscheidung. In der heutigen sich schnell bewegenden Welt müssen diese Systeme immer mehr und immer schneller die Transaktionen bearbeiten. Wenn das System nicht skalierbar ist und große Mengen an Aufgaben gleichzeitig nicht bearbeiten kann, sind Folgen wie Ausfälle, Pannen und Probleme vorgezeichnet. Da die Kunden weniger loyal sind, wechseln sie leichter die Bank. Die Folge für die Banken: unzufriedene Kunden und Reputationsverlust.
Die versteckten Kosten
Es mag paradox erscheinen, aber das Festhalten an alten Systemen ist oft teurer als die Modernisierung. Die versteckten Kosten zeigen sich in:
- ineffizienten Prozessen, die unnötig Ressourcen verschlingen,
- steigenden Betriebskosten und
- verpassten Marktchancen, die langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährden.
Fazit: Jetzt handeln!
Die Banken, die zögern, riskieren, abgehängt zu werden.
Die Umstellung auf moderne, integrierte Softwarelösungen ermöglicht nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch die Chance, die Geschäftsprozesse fit für die Zukunft zu machen. Die Modernisierung alter Unternehmenssoftware ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“.
Warten Sie nicht zu lange, – die versteckten Kosten zahlen Sie vielleicht schon jetzt.
Und Hand aufs Herz: Möchten Sie wirklich weiter an Ihrem „30 Jahre alten Auto“ schrauben – oder ist es an der Zeit, sich einen Neuwagen zuzulegen?
Gern beraten wir Sie und stellen Ihnen unsere Lösung vor. Sie profitieren nicht nur von unserem technischen Know-how: Als Implementierungspartner begleiten wir Sie auch fachlich und bringen unsere Erfahrungen aus vergleichbaren Projekten ein.
Quellen: 1: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/banken-veraltete-it-pannen-1.4529923