19.07.2024

Finance Business Next

Nachhaltigkeit – Finanzdienstleister in der Verantwortung

19.07.2024  | Philipp Oberleitner

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und die beginnende Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung entwickeln sich zur Bürde für die bereits „Verpflichteten“. Doch auch diejenigen, die noch nicht verpflichtet sind, sollten schnellstmöglich beginnen – um sich Refinanzierungsquellen zu sichern, sich Markt attraktiv zu positionieren und sich neue Chancen zu erschließen.

Die Finanzdienstleistungsbranche spielt eine zentrale Rolle in der Gestaltung unserer wirtschaftlichen Zukunft, sie ist der „Transmissionsriemen“ vom politischen Willen in die wirtschaftliche Umsetzung. Unabhängig davon hat sich in den letzten Jahren ein bewusster Wandel in Richtung Nachhaltigkeit in der Branche vollzogen. Banken, Leasing-Unternehmen und Factoring-Anbieter setzen – für sich selbst ebenso wie bei ihren Finanzierungen – vermehrt auf umweltfreundliche Aktivitäten. In diesem Artikel beleuchten wir einige wichtige Schritte, die die Finanzdienstleister unternehmen können, um nachhaltiger zu werden.

 

Nachhaltige Finanzierung im Fokus

Alle branchenspezifischen Verbände widmen sich dem Thema Nachhaltigkeit. Der Bundesverband deutscher Banken betont die Bedeutung von "Sustainable Finance" – mit dem Dreiklang von „Umwelt“, „Sozialem“ und „Governance“. Finanzdienstleister sind nicht nur gefordert, sich selbst nachhaltig auszurichten, sondern auch Finanzinstrumente zu entwickeln und anzubieten, die Nachhaltigkeit fördern.

Quelle: bankenverband, fokus | unternehmen: Sustainable Finance, S. 8

Auch der Bankenfachverband (BFACH) setzt sich aktiv für eine nachhaltige Finanzwirtschaft ein. Schon im Jahresbericht 2019 „Nachhaltigkeit“ fordert der Verband, Finanzinstitute müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken und nachhaltige Kriterien in ihre Entscheidungsprozesse integrieren, um langfristig Werte zu schaffen.

Der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) weist auf den Einsatz von umweltfreundlichen Technologien und nachhaltigen Investitionen hin, die durch Leasing als Finanzierungsoption (schneller) möglich werden. Aus dem Jahresbericht 2023: Die Branche finanziert bereits Zukunftsinvestitionen in Photovoltaik- oder Biogasanlagen, Windparks, Wärmepumpen, Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik. Handwerker nutzen geleaste Elektrofahrzeuge und Ladestationen, Verkehrsbetriebe schaffen klimafreundliche Straßenbahnen und Züge über Leasing an. Dank Leasing erlebt auch das Fahrrad einen neuen Boom. Über eine Million E-Bikes und Fahrräder sind in den vergangenen zwei Jahren mittels Leasing auf die Straße gebracht worden.

Auch im Factoringgeschäft findet Nachhaltigkeit zunehmend Berücksichtigung – allein, um weiterhin selbst eine günstige Refinanzierung zu erhalten. Dadurch zeigt sich bei vielen mittelständischen Factoringgesellschaften, dass sie sich bereits früh(er) auf die Nachhaltigkeitskriterien auszurichten haben. Entsprechende Initiativen, die ökologische, soziale und Governance-Standards fördern, gibt es schon. Hier zwei Beispiele:

 

  • ESG-linked Factoring von SüdFactoring für Leadec als innovatives Finanzierungsinstrument: Der Einsatz von ESG-linked Factoring trägt dazu bei, die finanzielle Stabilität zu sichern und nachhaltige Geschäftsmodelle zu unterstützen. Dabei werden die Nachhaltigkeitsaktivitäten von Leadec von einer unabhängigen Agentur überprüft, in diesem Fall EcoVadis.
  • Nachhaltige Lieferketten: Zunehmend fordern Factoringgesellschaften Nachweise über nachhaltige Praktiken in den Lieferketten ihrer Kunden (ESG) und berücksichtigen diese beim Ankauf und bei der Finanzierung von Forderungen.

Die Frage ist nicht „ob“, sondern „wie“

Die Finanzdienstleistungsbranche in Deutschland hat erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine moralische Pflicht ist, sondern auch eine strategische Notwendigkeit. Die meisten arbeiten bereits intensiv an entsprechenden Lösungsansätzen.

Wir von NAVAX sind überzeugt, dass sich diese enormen Herausforderungen gemeinsam lösen lassen. Es braucht Zusammenarbeit, Partnerschaft, um weiter auf dem Markt bestehen zu können. Hier haben wir einige Umsetzungshilfen für Ihr Unternehmen zusammengestellt.

  • Nachhaltigkeitsstandards und -kriterien: Die Implementierung klarer Nachhaltigkeitsstandards und -kriterien ist entscheidend, um eine einheitliche Basis für die Finanzwirtschaft zu schaffen. Die Einbeziehung von international anerkannten Standards, wie beispielsweise den UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Banking, kann als Leitfaden dienen.
  • Schulungen und Sensibilisierung: Eine umfassende Schulung der Mitarbeiter in der Finanzdienstleistungsbranche ist unerlässlich, um ein tiefes Verständnis für nachhaltiges Handeln oder die Entwicklung neuer Finanzierungsprodukte zu fördern. Durch Schulungen können Finanzexperten besser erkennen, wie sie ökologische und soziale Faktoren in ihre täglichen Entscheidungsprozesse integrieren können. Dies trägt dazu bei, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Branche zu schaffen.
  • Integration von ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales, Governance): Die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in die Geschäftsstrategien ist ein Muss, mit dem nachhaltiges Handeln strategisch ebenso wie im täglichen Geschäft festgeschrieben wird. Die Finanzwirtschaft muss verstärkt auf die ESG-Kriterien achten, um sicherzustellen, dass Investitionen und Finanzierungen langfristig verantwortungsbewusst gestaltet werden. Die Implementierung von ESG-Metriken in Bewertungs- und Risikomanagementprozessen ist eine erfolgskritische Maßnahme.
  • Green Finance-Instrumente fördern: Die Entwicklung und Förderung von Green Finance-Instrumenten sind entscheidend, um nachhaltige Investitionen zu unterstützen. Finanzdienstleister können spezielle Finanzprodukte anbieten, die gezielt auf Projekte mit positiven Umweltauswirkungen abzielen. Dies kann von grünen Anleihen bis zu nachhaltigen Investmentfonds reichen, die Anlegern die Möglichkeit bieten, in umweltfreundliche und sozial verantwortliche Unternehmen zu investieren.
  • Partnerschaften und Netzwerke aufbauen: Die Finanzwirtschaft sollte vermehrt Partnerschaften mit nachhaltig orientierten Organisationen, Unternehmen und Regierungsstellen eingehen. Durch die Zusammenarbeit können bewährte Praktiken ausgetauscht, Synergien geschaffen und gemeinsam an innovativen Lösungen für nachhaltige Finanzdienstleistungen gearbeitet werden.
  • Transparente Berichterstattung über Nachhaltigkeitsleistungen: Eine transparente Berichterstattung über die Nachhaltigkeitsleistungen der Finanzinstitute ist von zentraler Bedeutung. Klare und verständliche Berichte ermöglichen es Stakeholdern, die Bemühungen der Unternehmen zu verstehen und zu bewerten. Dies fördert nicht nur das Vertrauen der Kunden, sondern schafft auch einen Anreiz für Unternehmen, ihre nachhaltigen Praktiken kontinuierlich zu verbessern.
  • Anreize für nachhaltiges Handeln schaffen: Die Einführung von Anreizsystemen, wie steuerlichen Vorteilen oder niedrigeren Kapitalkosten für nachhaltige Projekte, kann die Finanzwirtschaft dazu ermutigen, vermehrt in nachhaltige Initiativen zu investieren. Durch solche Anreize können Finanzinstitute aktiv dazu beitragen, eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft voranzutreiben.
  • Nachhaltigkeit steigert Attraktivität im Arbeitsmarkt: „Junge“ Mitarbeiter wählen ihren künftigen Arbeitsgeber vermehrt auch nach seinem ökologischen Footprint aus.  Ein nachhaltiges Unternehmensprofil fördert nicht nur das Umweltbewusstsein, sondern stärkt auch das Arbeitgeberimage und die langfristige Mitarbeiterbindung. Diese Unternehmen positionieren sich als zukunftsorientierte und attraktive Arbeitgeber.

Der klare Fokus auf Umwelt-, soziale und Goverance-Belange trägt dazu bei, eine nachhaltige(re) wirtschaftliche Zukunft zu gestalten. Wir von NAVAX begleiten Nachhaltigkeit engagiert und schaffen mit unseren Lösungen die Basis für die Verarbeitung der neuen ESG- und Asset-bezogenen Daten.

Falls Sie einen innovativen Partner für Umsetzung Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie suchen, kontaktieren Sie uns über dieses Formular.

Philipp Oberleitner