Technologische Entwicklungen und ein geändertes Kundenverhalten verlangen mehr Digitalisierung und Flexibilisierung. Der zunehmende Wettbewerb erhöht den Handlungsdruck bei der Anpassung von Dienstleistungen und Geschäftsprozessen.
Digitale Technologien verändern zunehmend die Welt der Autobanken. Die Kunden wollen über digitale Touch Points in die Leistungserbringung einbezogen werden. Gelegenheit dazu bieten die Websites und Smartphone Apps des Autohandels, der Fahrzeughersteller, der Social Media, der einschlägigen Vermittlungsplattformen oder der Anbieter von flexiblen Mobilitätslösungen. Die Berührungspunkte zwischen Kunde und Bank müssen dabei leicht verständlich, transparent und bedienerfreundlich sein, um akzeptiert zu werden. Denn aus dem Erlebnis des ersten Kontaktes schließt der Kunde regelmäßig auch auf die fachliche Kompetenz des Anbieters. Wurde die Informationstechnologie im Unternehmen lange nur als „Enabler“ der betrieblichen Prozesse wahrgenommen und als Treiber der Wertschöpfung bei der strategischen Weiterentwicklung des Geschäftsmodell unterschätzt, so kommt es heute und in Zukunft gerade auf die technologischen Stärken an. Sie werden in vorderster Front zum „Deal Maker“. Die Differenzierung über den Content der angebotenen Inhalte rückt bei Kaufabschluss dagegen eher in den Hintergrund. Zum Beispiel erreichen die Websites von Meinauto.de, Meinautoabo.de und mobility-concept.de jährlich 30 Mio. Kaufinteressenten in Deutschland (vgl. Handelsblatt vom 21.04.21) und jedes der dort gelisteten Fahrzeuge ist automatisch mit einer Finanzierung verknüpft.
Da Mobilitätsdienstleistungen unabhängig von Fahrzeugmodell und -marke erbracht werden können und allein der Kunde über den von ihm bevorzugten Vertriebskanal entscheidet, stoßen die Autobanken auf immer neue Wettbewerber, die FinTechs, InsurTechs und MobilityTechs. Groß geworden in der Informationstechnologie und ohne Belastung durch Altsysteme zeigen sie, welche Möglichkeiten die Digitalisierung der Vertriebswege eröffnet. Sie begeistern damit nicht nur Digital Natives, sondern auch die kaufkraftstarken älteren Kundengruppen. Zwar sind einige dieser Newcomer noch nicht so bekannt, wie die traditionellen Namen, doch alle Umfragen bestätigen das große Potential etwa von Auto-Abos.
Sind Anwendungsprogramme für mobile Endgeräte noch kostengünstig zu programmieren, ist ihre durchgängige Anbindung an die hausinternen Bank-Systeme nicht trivial, zumal wenn Kundenanfragen ohne Zeitverzug beantwortet werden sollen. Dieses Zusammenspiel kann nur mit einer offenen, flexiblen IT gelingen. Sie läuft im Hintergrund der Wertschöpfungskette und verknüpft die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt zu relevanten Informationen. Dies verkürzt die „Time -to-Market“ und schafft bei der Einführung von innovativen Problemlösungen wichtige Zeitvorteile gegenüber der Konkurrenz. Der Schnellere gewinnt!
Die Informationstechnologie wird also zum Rückgrat (Backbone) eines Geschäftsmodells, das auch für die Zukunft Erfolg verspricht. Die für die Umsetzung erforderlichen Investitionen sind allerdings nicht unbeträchtlich und konkurrieren mit dem Ressourcenbedarf des Industriegeschäfts im Herstellerkonzern, etwa für die Umstellung der Fahrzeugkonzepte auf Elektroantrieb und Vernetzung. Das lässt manche Autobank vor diesem als richtig anerkannten Weg zurückschrecken. Gelingt aber der Schwenk zur digitalen Interaktion mit dem Kunden, dann können die Autobanken ihren Ruf als kreative Katalysatoren der automobilen Wertschöpfungskette bestätigen und ihre wirtschaftliche Erfolgsstory fortsetzen.
Quellen
Deloitte: Future of Captives – What will be the core businesses for Automotive Captives in 2030, Deloitte`s Global Automotive Finance Practice, 2/2018,
Schell, B.: Smart Technology: Katalysator der Kundeninteraktion, in: Stenner, F. (Hrsg.): Handbuch der Automobilbanken 2. Auflage, Berlin, Heidelberg 2015, S. 117.
Stenner, F.: Autobanken – Bleibt das Geschäftsmodell hochprofitabel? in: Wimmer, K., Schlottmann, F. (Hrsg.): Banking im Wandel, S. 102-107, Bretten: msgGillardon, 2021