Seit Beginn der Corona-Krise beschäftigen sich Unternehmen aller Branchen damit, wie sie sich aufstellen können, um auf Pandemien robuster zu reagieren. Immer häufiger wird der Zusammenhang betont, dass diejenigen Unternehmen, die ihre Prozesse bereits weitgehend digitalisiert haben, ihr Geschäft – trotz Einschränkungen intern ebenso wie auf Kunden- oder Lieferantenseite – besser betreiben können als diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist.
Dafür gibt es gute Gründe:
Pandemien wird regelmäßig mit Kontaktbeschränkungen begegnet. Dort, wo Menschen sich treffen und „vor Ort“ arbeiten (müssen), ergeben sich die größten „Impacts“, kann doch dann weder produziert noch „verwaltet“ werden. Bei Finanzdienstleistern handelt es sich um die typischen Antrags-, Angebots-, Anforderungs- und Vertragsprozesse, die dann beeinträchtigt sind. Je mehr Prozesse automatisiert sind und im besten Fall ohne Mitwirkung von Menschen funktionieren, desto weniger Angriffsflächen haben aufkommende Kontaktbeschränkungen. Lässt sich – für einen notwendigen Eingriff eines Menschen – die „Ubiquität“, also die Ortsunabhängigkeit der Leistungserbringung realisieren, zählt man zu den Gewinnern.
Bestätigt wird dies durch die Performance und Reaktionsfähigkeit der „großen Digitalen“. Tech-Giganten wie Amazon fuhren ausgerechnet im außergewöhnlichen Krisenjahr 2020 All-Time-High-Profite ein, Facebook hat – weil „durchdigitalisiert“ – bereits früh konsequentes Homeoffice als Teil der langfristigen Pandemiestrategie ausgerufen.
Auch in der Branche der Banken, Versicherungen und sonstigen Finanzdienstleister ist dieser Zusammenhang augenscheinlich – und war Teil vieler digitaler Summits und Podiumsbeiträge im Jahr 2020.
Schließlich zeigt auch unsere Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Finanzdienstleistern während der Corona-Pandemie, dass die Maxime „steigender Digitalisierungsgrad stärkt Krisenfestigkeit“ Gültigkeit hat: Sowohl IT-Projekte als auch Innovationsthemen werden konsequent vorangetrieben.
Trotz der klaren Indizien wollten wir einen Schritt weiter gehen und herausfinden, ob die These mittlerweile – insbesondere für die Branche(n) der Finanzdienstleister – auch handfest belegt werden kann. Aus diesem Grund haben wir nach geeigneten Studien zum Thema recherchiert und stellen Ihnen im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse kurz vor.
1. Die Deloitte-Studie „Digital Banking Maturity 2020“ weist im Bankenmarkt den positiven Einfluss der Digitialisierung auf Krisenfestigkeit nach
Die globale Studie „Digital Banking Maturity 2020“[1] des Beratungsunternehmens Deloitte untersuchte den digitalen Reifegrad von 318 Banken aus 39 Ländern, darunter ein Dutzend aus Deutschland. Dabei wurden die Geldhäuser – ihrem Digitalisierungsgrad entsprechend – in vier Kategorien aufgeteilt: digitale Champions, die 10 % der Top-Banken darstellen, smarte Verfolger, Übernehmer und digitale Nachzügler.
Laut Deloitte-Partner Jürgen Lademann sei eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie die Tatsache, dass die digitalen Champions auch in der COVID-19-Krise schneller und passender auf veränderte Bedingungen reagieren konnten. Dabei sei hier der jeweilige digitale Reifegrad ein eindeutiger Treiber.
2. Die Studien von EY und TCS belegen: Auch im Versicherungsmarkt gilt der Konnex zwischen Digitalisierungsgrad und Krisenfestigkeit
Bleibt man im Markt der Finanzdienstleister und richtet die Perspektive von den Banken zu den Versicherungen, findet man ebenfalls starke Belege, dass der Zusammenhang von Digitalisierung und Krisenfestigkeit Gültigkeit hat. Vielleicht noch mehr als bei Banken sind die Prozesse bei Versicherungen abhängig von der Dokumentation über Verträge oder z. B. Schadensmeldungen. Im Vergleich zu anderen Branchen galten Versicherungen stets als „nicht so digital“, doch auch hier hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung deutlich beschleunigt. Nicht nur bei einigen Leuchtturmprojekten, sondern in der Breite passen sich Versicherungsunternehmen nunmehr an die Gegebenheiten des „New Normal“ zügig an – teils aus eigener Kraft, teils durch Kooperationen.
Die Ergebnisse von zwei aktuellen Studien zeigen, wie die Assekuranzen auf die Krise konkret reagieren.
Laut der Ergebnisse der EY-Studie „Insurance bEYond 2020“[2] intensivieren Versicherungsunternehmen zunehmend ihre Kollaboration mit Banken, um gemeinsam innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und so die durch COVID-19 ausgelösten Herausforderungen zu bewältigen. Aus der Studie wird weiterhin ersichtlich, dass eine Vielzahl der Versicherer der Krise trotzen, indem sie mit innovativen Tech-Unternehmen („InsurTechs“) zusammenarbeiten, in diese investieren oder diese gar aufkaufen, um Alleinstellungsmerkmale zu realisieren – und zu monetarisieren.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die TCS-Studie „Digital Readiness and the Pandemic: Assessing the Impact“[3]. TCS zufolge investierten im Zuge der Corona-Krise 89 % der befragten Versicherungsunternehmen, mehr als in jeder anderen untersuchten Branche, in die weitere digitale Transformation – und dies, obwohl die Hälfte von ihnen infolge der Pandemie einen Umsatzrückgang erlebte.[4]
Anhand dieser beiden Studien wird auch im Versicherungsmarkt der Zusammenhang zwischen Krisenfestigkeit und Digitalisierungsgrad klar erkennbar. Das Studiendesign ist bei TCS zwar nicht so eindeutig auf die Kausalität zwischen Krisenfestigkeit und Digitalisierung angelegt wie bei der Deloitte-Studie, doch es kommt auch hier die Überzeugung der Versicherungen, dass sie mit einer Steigerung ihres Digitalisierungsgrads die Krise besser meistern können, klar zum Ausdruck.
Wie sieht es demgegenüber außerhalb des Finanzdienstleistungsmarkts aus? Auch hier finden sich klare Anhaltspunkte. Dies zeigt sich exemplarisch anhand der zwei folgenden Studien:
3. Telekom-Studie und Bitkom-Studie: Der Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsgrad und der Krisenfestigkeit gild für alle Branchen
Telekom-Studie: „Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021“
Diese Studie befasst sich mit dem deutschen Mittelstand: Für die Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021“[5] wurden mehr als 2.000 kleine und mittelständische Unternehmen befragt. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wie diese Unternehmen auf die Corona-Krise reagiert haben und ob bzw. in Bezug auf welche Herausforderungen oder Risiken sie ihre Investitionen anpassen.
Den Studienergebnissen zufolge spielte der digitale Reifegrad für die digitalen Leader (gemeint sind die 10 % der bestens digitalisierten Unternehmen) eine entscheidende Rolle bei der Krisenbewältigung: 77 % von ihnen gaben an, dass sie schnell und flexibel auf die Krise reagieren konnten. Zum Vergleich: Nur 36 % der übrigen Unternehmen beschreiben einen vergleichbaren Effekt.
In diesem Zusammenhang war die Aussage von Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden von Telekom Deutschland, zu erwarten: „Es ist keine Überraschung: Unternehmen mit einem hohen Grad der Digitalisierung kommen besser durch Krisen.“
Die Ergebnisse zeigen auch: Fast die Hälfte der Unternehmen baut ihre digitalen Angebote aus und will die Digitalisierung ihrer Prozesse vorantreiben. Das ist eine positive Entwicklung.
Bitkom-Umfrage: „Digitalisierung der Wirtschaft – Auswirkungen der Corona-Pandemie“
Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom, durchgeführt unter 605 Unternehmen aller Branchen, liefert ähnliche Ergebnisse.
Abbildung 3: Digitalisierung gewinnt massiv an Bedeutung. Quelle: „Digitalisierung der Wirtschaft – Auswirkungen der Corona-Pandemie“, Bitkom Research 2020
Nicht nur, dass durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung massiv an Bedeutung gewonnen hat: 70 % der Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, sowie 65 % der Unternehmen, deren Geschäftsprozesse bereits digitalisiert sind, sind besser durch die COVID-19-Krise gekommen als die entsprechenden „latecomers“ oder „adopters“. In diesem Zusammenhang teilt Bitkom-Präsident Achim Berg mit: „Unternehmen lassen sich über Corona hinaus gegen Krisen immunisieren, indem sie konsequent digital aufgestellt werden“.
4. Zusammenhang und Praxisthemen
Zusammenfassend sehen wir auf fünf Ebenen deutlich, dass ein steigender Digitalisierungsgrad die Krisenfestigkeit für Finanzdienstleister verbessert.
- Logik/Mechanik an sich
- Performance/Verhalten der digitalen Tech-Vorreiter
- Studien für den Bereich Banken
- Studien für den Bereich Versicherungen
- Branchenübergreifende Studien
Auch wenn dies nun kein wissenschaftlich angelegter „Beweis“ ist, ist das Signal für die Praxis klar. Wer noch Zweifel haben sollte, ob die Konnexität zwischen Digitalisierungsgrad und Krisenfestigkeit tatsächlich vorhanden ist, sollte diese ablegen. Es gibt konkrete Möglichkeiten, das Geschäft zu „immunisieren“.
afb Application Services ist seit 25 Jahren Vorreiter darin, die Geschäftsprozesse im Finanzdienstleistungsbereich zu automatisieren/digitalisieren. Die „Immunisierung“ ist sehr wirksam, wenn folgende beiden Bereiche vollständig automatisiert/digitalisiert werden können: Digital Customer Onboarding einerseits sowie das Digitale Dokumentenmanagement.
Wenn Sie sich darüber informieren möchten, wie dies in der Praxis konkret aussieht, dann lesen Sie am besten unsere Business Cases dazu.
5. Fazit
Um Bitkom-Präsident Achim Berg nochmals zu zitieren: „Unternehmen lassen sich über Corona hinaus gegen Krisen immunisieren, indem sie konsequent digital aufgestellt werden.“ Angesichts der Eindeutigkeit und Stärke des Zusammenhangs zwischen Digitalisierungsgrad und Krisenfestigkeit sollte dieser Satz von Finanzdienstleistern tatsächlich als unmittelbar umzusetzende Handlungsaufforderung aufgegriffen werden.
Mehr denn je ist es für Finanzdienstleister überlebenswichtig, so digital wie möglich zu sein. Diese sollten also so schnell wie möglich die technologischen Voraussetzungen schaffen (mit einer modernen IT-Architektur und modernen Schnittstellen (APIs auf Basis von Web/Micro Services). Eine genaue Projektplanung und Umsetzung erfordert meist einen guten Berater, der mit seinem Best-Practice-Wissen den Projekt-Scope fixiert und konsequent realisiert. Und: Die Lösung sollte modular, cross channel und schnell anpassbar sein, um neue, innovative Funktionalitäten – dem Kundenwunsch oder dem Prozessbedarf entsprechend – stets zeitnah realisieren zu können.
Bedeutend für das „Überleben“ ist daher nicht nur, dass man etwas tut, was man wie tut, sondern auch, mit wem man es tut.
Quellen
[1] Deloitte-Studie „Digital Banking Maturity 2020“ (2020) www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/ce/Documents/financial-services/ce-digital-banking-maturity-2020.pdf
[2] Ernst & Young-Studie „Insurance bEYond 2020“ (2020) insurlab-germany.com/wp-content/uploads/2020/09/insurance-beyond-2020.pdf
[3] Tata Consultancy Services-Studie „Digital Readiness and the Pandemic: Assessing the Impact“ (2020) www.tcs.com/business-impact-survey-2020
[4] IT-Finanzmagazin (2020): „Studie: Trotz Umsatzrückgang wegen Corona investieren Versicherer weiter in Digitalisierung“ www.it-finanzmagazin.de/studie-corona-versicherer-112183/
[5] Telekom-Studie (2020): „Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021“ www.digitalisierungsindex.de